EINLEITUNG
Kosova, wo 90% der Bevölkerung Albaner sind, ist eines der am
schwersten fassbaren und komplexesten Probleme Ex-Jugoslawiens.
Während der Krieg in Bosnien-Herzegowina und zuvor in Kroatien
im
Gange war, wurde Kosova weniger internationale Aufmerksamkeit
geschenkt.
Im Gesamtzusammenhang des Balkans ist Kosova eine "Pulverfass"-Region
mit dem Potential, einen neuen Krieg zu entfachen, der sicherlich die
Nachbarländer, insbesondere Albanien, die frühere Jugoslawische
Republik Mazedonien, Griechenland, Bulgarien und die
Türkei, mit hineinziehen würde.
Der Ernst des Problems verlangt erhöhte internationale Aufmerksamkeit
und dringliche Präventivaktionen. Jede Verzögerung würde
zu einem
Balkankrieg führen, der die gesamte Region bedrohen würde.
I. DIE BESETZUNG KOSOVAS
KONSTITUTIONELLE SUBJEKTIVITÄT KOSOVAS
In Ex-Jugoslawien war Kosova eine der acht föderalen Einheiten.
- Es war auf allen entscheidtragenden Ebenen der Föderation mit
Vetorecht vertreten.
- Kosova hatte seine eigene Konstitution sowie Legislative, Exekutive
und Judikative Körperschaften.
- Kosova wurde als autonomer Teil Serbiens bezeichnet, aber die Bundesverfassung
machte klar, daß Kosovas verfassungsmässige Ordnung parallel
zur serbischen existierte und ihr nicht untergeordnet war.
- Gemäß Bundesverfassung konnten Kosovas Grenzen nicht
durch eine andere Bundeseinheit verletzt werden.
- Der föderale Status Kosovas war Ausdruck des Rechts auf Selbstbestimmung
des Volkes von Kosova, und gemäß Bundesverfassung konnte
dieses fundamentale Recht nicht unilateral abgeschafft werden.
SERBISCHE AGGRESSION IN KOSOVA
Im Jahre 1989 hob Serbien mittels Polizei- und Militärverbänden
gewaltsam und verfassungswidrig Kosovas Subjektivität auf und verhängte
das Kriegsrecht, mit dem es die serbische Herrschaft in Kosova durchzusetzen
versuchte.
Die Anstrengungen der Albaner, sich dieser Realität zu widersetzen,
hatten Hunderte von getöteten und verwundeten Albanern zur Folge,
sowie Tausende von der serbischen Polizei und dem Militär Inhaftierte,
Zusammengeschlagene und Eingeschüchterte.
Seither ist Kosova de facto von Serbien besetzt. Das albanische Volk
lebt in einem andauernden Zustand der Angst, als Folge der tagtäglichen
Repression und des Staatsterrors, die das serbische Regime ausübt.
Seit fünf Jahren werden Albaner allen möglichen Formen von
Gewalt ausgesetzt und sie wurden vom institutionellen und öffentlichen
Leben ausgeschlossen.
- Es gibt keine albanischsprachigen Schulen und keine albanischsprachige
Universität mehr.
- Fernsehen, Radio und Zeitungen in albanischer Sprache wurden abgeschafft.
- Alle albanischen Ärzte wurden aus den Spitälern geworfen.
- Mehr als 80 % der Albaner (147' 000 Personen) wurden aus ihren Stellen
entlassen.
- Die Gerichte wurden geschlossen und albanische Richter entlassen.
Es gibt daher keine Verfahren mehr, in denen die Opfer der serbischen
Gewalt verteidigt würden.
- Albanische Familien werden aus ihren Wohnungen, die Serben zugeteilt
werden, auf die Straße gesetzt.
- Die albanische Wirtschaft wurde ausgeplündert und zerstört.
Heute ist Kosova die Region mit der stärksten serbischen Polizei-
und Militärpräsenz. Zur Zeit befinden sich in Kosova über
100' 000 Mann Militär- und Polizeikräfte (gemäß
serbischen offiziellen Quellen). Das ist jedoch nicht alles. Serbische
paramilitärische Verbände bewegen sich frei in ganz Kosova
und provozieren die albanische Bevölkerung auf brutalste Weise.
Die Situation wird besonders tragisch, wenn sogar serbische Zivilisten
schwer bewaffnet sind und sich keine Mühe geben, diesen Umstand
zu verbergen, während das albanische Volk ungeschützt und
unbewaffnet ist.
Der Ausschluß ethnischer Albaner aus dem institutionellen und
öffentlichen Leben, die tägliche Repression und der Staatsterror,
die das serbische Regime ausübt, haben ein Klima individueller
und kollektiver Verunsicherung geschaffen. Über 300' 000 Albaner
(zumeist junge Männer im militärdienstpflichtigen Alter) sind
bereits aus Kosova geflohen. Der Prozeß der ethnischen Säuberung
auf kaltem Wege geht jedoch weiter.
Gleichzeitig findet ein Prozeß der Kolonisierung und Serbisierung
Kosovas in drastischen Dimensionen statt. Beide Prozesse dienen der
Umsetzung der serbischen Politik mit dem Ziel der Veränderung der
ethnischen Struktur Kosovas, die von den Albanern im Laufe ihrer Geschichte
so oft erfahren werden mußte.
II. HINTERGRUNDINFORMATION
Die Albaner sind die Nachfahren der alten Illyrer. Die Illyrer bewohnten
den westlichen Teil der Balkanhalbinsel seit dem dritten Jahrtausend
v.Chr.
Die albanische Sprache ist eine der ältesten Sprachen der indoeuropäischen
Familie.
In alter Zeit hieß Kosova Dardania und war eine der meisterwähnten
illyrischen Provinzen. Der Name Dardania hat seinen Ursprung im Namen
des illyrischen Stamms der Dardaner, was auf albanisch bedeutet: "Vendi
i dardhave" (Land der Birnen).
Im Laufe seiner turbulenten Geschichte erfuhren Kosova und alle anderen
albanischen Gebiete die aufeinanderfolgende Herrschaft der römischen,
byzantinischen, slawischen und ottomanischen Imperatoren. Demgegenüber
stand immer der albanische Kampf um Unabhängigkeit.
Seit dem 15. Jahrhundert leisteten die Albaner den Ottomanen massiven
Widerstand. Als Folge davon wurde 1878 die Albanische Nationale Bewegung,
bekannt als Liga von Prizren, etabliert, die die Befreiung des Landes
von ottomanischer Herrschaft und Konstituierung eines unabhängigen
albanischen Staates auf der Gesamtheit des ethnischen Territoriums anstrebte.
DIE TEILUNG DER ALBANISCHEN ETHNISCHEN GESAMTHEIT
Aus der Londoner Konferenz von 1913 resultierte nicht die volle Unabhängigkeit
der Albaner.
Kosova und ausgewählte andere albanische Gebiete wurden Albanien
weggenommen und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen,
später Jugoslawien genannt, zugesprochen. Ein Teil der albanischen
Gebiete blieb unter Griechenland, ein großes Gebiet in Nordgriechenland,
bekannt als Çameria. Diese Teilung der albanischen ethnischen
Gesamtheit wurde auf extrem unnatürliche und tragische Weise vollzogen.
Als Folge davon wurde die Hälfte der albanischen Nation unter eine
skrupellose koloniale Dominanz gestellt.
Die Albaner waren mit dieser Teilung niemals einverstanden und setzten
ihren historischen Kampf fort, der heute die Form eines demokratischen
Kampfes um Unabhängigkeit, Demokratie und Selbstbestimmung angenommen
hat.
Während des Zweiten Weltkriegs anerkannte die Konferenz von Bujan,
die 1943 im Beisein der Großmächte abgehalten worden war,
das Recht der Kosova-Albaner auf Selbstbestimmung.
Nachdem sie diese Garantie erhalten hatten, schlossen sich die Albaner
dem Befreiungskrieg an. Nach Kriegsende wurde das Kriegsrecht über
Kosova verhängt, und die Menschen wurden gezwungen, sich für
einen Anschluß an Jugoslawien auszusprechen,
Die Albaner in Ex-Jugoslawien waren während des ganzen 20, Jahrhunderts
mehrmals der von Serbien lancierten Kolonisierungspolitik und der Politik
des Bevölkerungstransfers ausgesetzt, Trotzdem gelang es ihnen,
die überwältigende Mehrheit in ihren ethnischen Gebieten zu
bleiben.
DIE ALBANER IN EX-JUG0SLAWIEN
Die Albaner in Ex-Jugoslawien erlebten eine weitere tragische Teilung.
Ihr geschlossenes ethnisches Gebiet wurde in vier föderale Einheiten
aufgeteilt :
(1) Kosova (heute mit 2 Mio. Albanern),
(2) die Frühere Jugoslawische Republik Mazedonien (mit 800'000
Albanern, die 40% der Gesamtbevölkerung ausmachen),
(3) Südserbien, in den drei Gemeinden Presheva, Bujanovc und Medvegja
(100'000 Albaner) und
(4) Montenegro (50'000 Albaner).
Der Zerfall Jugoslawiens und das Entstehen neuer Staaten (1992) bestätigte
einmal mehr die Teilung der Albaner, da die international Gemeinschaft,
die die gewaltsame Veränderung stillschweigend anerkannte, den
Albanern das Selbstbestimmungsrecht noch nicht zuerkannt hat. Eine neue
Staatsgrenze (Kosova-Mazedonien) wurde bereits errichtet, wodurch Albaner
von Albanern getrennt werden.
Alles in allem zählen die Albaner Ex-Jugoslawiens 3 Mio. und stelle
nach Serben und Kroaten die drittgrösste Nation dar. Trotz dieser
Tatsache wurden sie als Minderheit behandelt. Sie sind zahlreicher als
die Mazedonier und Montenegriner zusammen, diese beiden besitzen aber
ihre eigenen Staaten.
Weil sie mit dem Minderheitenstatus nicht zufrieden waren, der ihnen
automatisch das Recht auf Selbstbestimmung raubte, leistete das albanische
Volk der Situation permanenten Widerstand.
Im Jahre 1968 wurden friedliche Versammlungen abgehalten, was zwar in
eine Verbesserung ihres Status resultierte, aber sie erreichten nie
das Stadium voller Gleichberechtigung. Im Jahre 1981 forderten die Albaner
erneut mittels friedlicher Demonstrationen Gleichberechtigung mit den
anderen Nationen Ex-Jugoslawiens.
Ihren Forderungen wurde, mit Panzern und Kriegsrecht begegnet, In der
Folge wurden Hundert Albaner getötet, verwundet, verhaftet und
eingeschüchtert. Im Jahre 1989 ergriff Serbien militärisch
die Kontrolle über Kosova, und seither leben die Albaner unter
Besetzung.
III. DER GEWALTLOSE WIDERSTAND DER ALBANER
Die Kosova-Albaner beantworteten die Aggression und Gewalt des serbischen
Regimes in Kosova mit friedlichem Widerstand. Organisiert in politischen
Parteien und geleitet vom Prinzip der Gewaltlosigkeit, unternehmen sie
Anstrengungen, ihr eigenes Leben in allen Bereichen mit demokratischen
Mitteln aufzubauen.
Die führende Partei ist die Demokratische Liga Kosovas (LDK) mit
einem Mitgliederbestand von 600 000 und vielen ausländischen Sektionen.
Der Führer der LDK, Dr. Ibrahim Rugova, wurde in den
Präsidenten- und Parlamentswahlen von 1992 zum Präsidenten
der Republik Kosova gewählt.
Indem es auf friedlichem Wege das Prinzip der Selbstbestimmung verfolgte,
drückte das Volk Kosovas seinen politischen Willen durch die folgenden
demokratischen Handlungen aus:
- Die verfassungsmäßige Erklärung der Unabhängigkeit,
ausgerufen durch das Parlament Kosovas am 2. Juli 1990
- Die Verfassung der Republik Kosova, angenommen am 7, September 1990
- Das Referendum über die Unabhängigkeit, abgehalten vom
26. bis 30, September 1991, anlässlich dessen 99% der 87% Referendumsteilnehmer,
für Kosova als unabhängigen und souveränen Staat optierten.
- Die ersten mehrparteilichen Parlaments- und Präsidentenwahlen,
abgehalten im Mai 1992 im Beisein internationaler Beobachter und Medien.
Die LDK gewann mit 76% Stimmenanteil. Andere Parteien, die Sitze gewannen,
waren die Parlamentarische Partei, die Bauernpartei, die Albanische
Christdemokratische Partei.
Dem Parlament Kosovas wurde es indessen nie erlaubt zusammenzutreten.
Ein Teil der Regierung Kosovas wurde gezwungen, aus dem Exil zu operieren.
Unterricht in Privathäusern und -Gebäuden sowie andere selbstorganisierte
Institutionen entstehen laufend, um die Löcher im Erziehungswesen,
im sozialen und kulturellen Leben zu füllen. Das wirtschaftliche
Überleben ist möglich durch die aussergewöhnliche inter-albanische
Solidarität. Die serbischen Behörden intervenieren jedoch
ständig dagegen.
DIE ROLLE DER FRAUEN IM ALBANISCHEN GEWALTLOSEN WIDERSTAND
Frauen sind organisiert in Vereinigungen und Nicht-Regierungs Organisationen
:
das Frauenforum der LDK, die Liga der albanischen Frauen, das Zentrum
für den Schutz von Frauen und Kindern, das Rechtskomitee der Frauen
von Kosova, die albanischen Frauen in Schwarz, die albanischen Kulturschaffenden
und Veteranen der Erziehung, die Vereinigung Schwestern Qiriazi, die
humanitäre Frauenvereinigung. Jede dieser Gruppen arbeitet mit
Schwesterorganisationen weltweit zusammen.
Alle diese Gruppen koordinieren ihre Aktivitäten durch die Frauen-Netzwerk
Gruppen Kosovas.
Frauen, als Individuen und Teile von Gruppen, Vereinigungen, Nicht Regierungs-Organisationen
und, was noch wichtiger ist, Teile von politischen Parteien und weibliche
Parlamentsabgeordnete, spielen eine wichtige Rolle im häuslichen
Leben sowie im gewaltlosen Widerstand.
Konfrontiert mit den Umständen der Besetzung, werden die Frauen
durch spezifische Lasten herausgefordert: als psychologischer Ausgleichsfaktor
in der Familie, als wirtschaftliche Überlebenskünstlerinnen
und als die geistigen Fördererinnen der Gewaltlosigkeit in der
Familie.
Bemerkenswert ist die Aktivität der Frauen in der Arbeit mit Basisbewegungen,
in der Kindererziehung, Gesundheitsfürsorge und Solidarität.
IV. DIE AKTUELLE SITUATION IN ALLEN LEBENSBEREICHEN
ERZIEBUNGSWESEN
An Erziehungsinstitutionen gab es in Kosova vor der Besetzung die folgenden:
- 14 Vorschulinstitutionen und 24 weitere Einrichtungen
- 837 Grundschulen mit über 320000 Schülern und 14500 Lehrern
- 61 Mittelschulen mit über 60000 Schülern und 6 000 Lehrern
- eine Universität mit 13 Fakultäten und 7 Lehrakademien
mit über 25000 Studenten und 1 100 Professoren und professionellen
Mitarbeitern. Es muss erwähnt werden, dass die albanischsprachige
Universität erst sehr spät, 25 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg,
eröffnet wurde, was in den anderen föderalen Einheiten nicht
der Fall war.
- Verlagshaus, National- und Universitätsbibliothek und andere
Einrichtungen.
INSTITUTIONALISIERTE GEWALT GEGEN DAS
ALBANISCHE ERZIEHUNGS- WESEN
In der Folge der Besetzung Kosovas (1989) schaffte das serbische Regime
die Erziehungs-, kulturellen und wissenschaftlichen Institutionen Kosovas
ab. In den folgenden fünf Jahren wurden die Kosova-Albaner ihres
Rechts auf Bildung beraubt.
Im Jahre 1990 entließ das serbische Regime eine große Anzahl
albanischer Lehrer. Das Regime verschonte nicht einmal Lehrer und Lehrkörper
von Spezialschulen für behinderte Kinder.
Alle Lehrer, von der Grundschule bis zum Universitätsniveau, wurden
seit 1991 nicht mehr bezahlt.
Seit dem 1. September 1991 hindern die serbischen Polizeikräfte
albanische Schüler und Lehrer am Betreten der Schulgebäude
und -räume.
Die Schließung der albanischsprachigen Schulen in Kosova ist
Teil einer repressiven Politik, die das serbische Regime ausübt
und die auf ethnische Säuberung und Assimilierung der überwältigenden
Mehrheil der Bevölkerung abzielt.
Als Antwort auf diese institutionalisierte Gewalt gegen der albanischsprachigen
Unterricht in Kosova organisierten Schüler Studenten, Lehrer und
Eltern friedliche Protestkundgebungen zugunsten der Schulen, die brutal
und blutig erstickt wurden. Währender friedlichen Versammlungen
wurden über 500 Schüler brutal mißhandelt.
Am 20. Januar 1992 wurden die Erziehungsinstitutionen Kosova gezwungen,
die Unterrichtsaktivitäten in Privathäuser und räumlichkeiten
zu verlegen.
Nach vielen internationalen Druckversuchen ließ das serbische
Regime Grundschulen zu, aber dennoch sind immer noch 23 dieser Schulen
geschlossen. In den Grundschulen, in denen der Unterricht zugelassen
wurde, wurde die Anzahl Klassenzimmer reduziert, so daß de albanischsprachige
Unterricht um 7 Uhr morgens beginnen und bis 8 Uhr abends dauern muss.
Die albanischen Schulkinder haben keinen Zutritt zu Laboratorien und
anderen Schuleinrichtungen, Sporthallen usw. Daran zeigt sich die Politik
der Segregation.
Derzeit erhalten über 25000 albanische Grundschüler, 63437
Mittelschüler und 15679 Universitätsstudenten ihren Unterricht
in Privathäusern mit ca. 1150 improvisierten Klassenzimmern, die
nicht einmal dem Minimum pädagogischer Standards entsprechen.
Die Repression des serbischen Regimes gegen den albanischen Bildungsbereich
in Kosova nimmt zunehmend alarmierende Formen an. Als ein Resultat dieser
Repression werden Schüler, Lehrer, Eltern und Hauseigentümer
ermordet, verhaftet, gefoltert, inhaftiert und zu Gefangnisstrafen verurteilt.
Sie werden zu sogenannten "Informativgesprächen" vorgeladen
oder zusammengeschlagen. Es gibt Fälle, in denen die Polizei mit
Messern serbische Nationalsymbole in die Brust oder die Hände von
Schülern einritzte. Es kam auch zu Fällen, in denen die Polizei
gegen albanische Schüler Elektroschocks anwendete.
Gewalt wird auch gegen die Besitzer der Häuser, wo der Unterricht
abgehalten wird, ausgeübt.
Neben all diesen Folterungen, mentalen und physischen Grausamkeiten
wurden und werden viele Jugendliche immer noch von den serbischen Militärgerichten
verurteilt. Mittelschüler und Universitätsstudenten sind besondere
Ziele für die serbische Polizei. Sehr oft werden ihre Bücher
von der Polizei zerrissen, und manchmal, was besonders brutal und vulgär
ist, zwingen die Polizeibehörden sie, die Fetzen ihrer Bücher
zu verschlucken.
Die serbischen Behörden und die Polizei beschlagnahmen Unterrichtsmaterial
und Hilfsmittel, Geld aus dem Schulbudget, Computers, Stempel, Unterrichtsdokumentationen
usw. Alle Namenstafeln der Schulen, die die Namen prominenter albanischer
Persönlichkeiten getragen hatten, tragen jetzt serbische Namen.
Das serbische Regime ging sogar soweit, deren Statuen und Büsten
zu demolieren.
Die Entlassung aller Albaner aus den Institutionen des Bildungsbereichs,
insbesondere aus der Institution für Lehrbuchpublikation und Unterrichtsmaterial,
sowie das scharfe Vorgehen gegen die albanischsprachigen Medien (wie
Fernsehen, Radio, Presse usw.) brachten das albanische Erziehungssystem
zu einem völligen Kollaps.
Auch die Krankenstationen der Schulen wurden geschlossen. Medizinische
Untersuchungen werden in improvisierten Krankenstationen durchgeführt.
Medizinischen Berichten zufolge verschlechtert sich der Gesundheitszustand
der Kinder rapide.
Die Intensivierung institutionalisierter Gewalt in den letzten fünf
Jahr ist in der Tat eine dauernde Tendenz, die albanische Sprache in
den Schulen zu verhindern, ebenso die Plünderung ganz Dokumentationen
und Ausrüstungen sowie die Demolierung des Schulinventars.
Die schwierige Situation des albanischen Bildungswesens in Kosova wurde
in vielen Berichten internationaler Institutionen, einschliesslich einer
UNESCO-Delegation, nachgewiesen.
Leider führten zehn Verhandlungsrunden über das Theo Bildungswesen
zwischen einer albanischen und einer serbischen Delegation im Rahmen
der Genfer Konferenz über Ex-Jugoslawien zu keinen Resultaten.
Wir meinen, dass die Normalisierung des Bildungswesen in albanisch
Sprache einer der dringendsten Schritte sein muss, die die internationale
Gemeinschaft in Kosova unternimmt.
2. GESUNDHEITSWESEN
Vor der völligen Besetzung Kosovas durch das serbische Regime
funktionierten in Kosova:
- das Institut für Sozialversicherung und sozialen Schutz
- die medizinische Fakultät mit 10 Kliniken und 5 Instituten
- 5 große medizinische Zentren
- 19 Spitäler und 122 medizinische Zentren sowie 185 medizinische
Stationen auch in den entlegensten ländlichen Gebieten Kosovas
- eine Spezialklinik zur Behandlung von Tbc, 2 Rehabilitationszentren,
15 medizinische
Betreuungseinheiten und das Institut für Gesundheitsschutz Kosovas
- 5985 Spitalbetten bzw. 1 Bett pro 327 Einwohner 8547 medizinische
Angestellte, davon 1897 Ärzte, 414 Zahnärzte, 112 Apotheker,
die restlichen waren Krankenschwestern
- ein Arzt war zuständig für 1000 Einwohner, während
der jugoslawische Durchschnitt einen Arzt pro 450 Einwohner ausmachte.
Die systematische Zerstörung des Gesundheitswesens Kosovas begann
nach dem Jahre 1981 , als die albanischen Ärzte mit Anklagen konfrontiert
wurden, weil sie den ermordeten und verwundeten Teilnehmern der Studentendemonstrationen
von 1981 geholfen hatten, wodurch sie eine ideo- politische Unterscheidung
getroffen hätten.
Nach der Einführung der Apartheid und der Separierung der albanischen
von den serbischen Schülern und Mittelschülern wurden 1989
die ersten Tests zur Vergiftung albanischer Mittelschüler in Klina
durchgeführt, und im März 1990 wurden rund 7000 weitere albanische
Jugendliche, vom Kindergarten bis zu Fachklassen, vergiftet. Der Kulminationspunkt
war im Juli 1990 erreicht, als das serbische Regime die "Notstandsmassnahmen"
in den Gesundheitseinrichtungen Kosovas einführte. Diese wurden
mit schrecklicher Propaganda der serbischen Medien propagiert, einschliesslich
des serbischen Ärzteverbands und der serbischen Akademie der Wissenschaften.
Schliesslich führte am 7, Juli 1990 das serbische Parlament die
"Notstandsmassnahmen" ein, die beinhalteten:
- Verbot der Medizinischen Fakultät Prishtina (Allgemeinpraxis
und Zahnheilkunde) für die albanischen Studenten und Professoren
(heute existiert diese Fakultät unter sehr schwierigen Umständen
weiter)
- Schließung aller medizinischen Mittelschulen in Kosova
- Verbot des Roten Kreuzes Kosovas und aller anderen Sektionen des
Roten Kreuzes; albanische Aktivisten wurden entlassen und durch Serben
und Montenegriner ersetzt. Alle medizinischen Zentren, Räumlichkeiten
und Einheiten wurden übernommen und alle Einrichtungen beschlagnahmt
sowie einiges von der humanitären Hilfe, die Kosova gespendet
worden war.
- Über 2000 medizinische Angestellte wurden gewaltsam entlassen
- Die medizinischen Institutionen wurden von 41 auf 11 reduziert und
eine zentralisierte, ausschliesslich von Serben und Montenegrinem
geführte, Verwaltung eingeführt
- Das Impfsystem und -programm für Kinder wurde völlig zerstört
- Das Finanzierungs-, Krankenversicherungs- und Sozialversicherungssystem
wurde ebenfalls zerstört. Heute geniessen 90% der albanischen
Bevölkerung keinerlei Recht auf Sozial- und Krankenversicherung,
weil 90% der albanischen Angestellten gewaltsam entlassen wurden
- 270 000 Kinder erhalten keinerlei Kindergeld
- Die Mortalitätsrate der Kinder ist enorm gestiegen; heute ist
jedes zweite Grab in Kosova ein Kindergrab
- Die Mortalitätsrate in den Spitälern ist (laut serbischen
offiziellen Zahlen) auf 50% gestiegen, was das Resultat der Entlassung
der professionellen albanischen medizinischen Angestellten aus diesen
Institutionen und der inadäquaten medizinischen Behandlung ist
- Die epidemiologische Situation hat während der letzten drei
Jahre voller Gewalt dramatische Ausmasse angenommen. Massive Epidemien
von Hepatitis, Tuberkulose, Masern, Poliomyelitis, Bauchtyphus, Krätze,
Läusen usw. sind aufgetreten. Als Folge ansteckender Krankheiten
sind 541 Patienten gestorben, an Magen und Darmkrankheiten 944 Personen.
Acht Jahre nach ihrem Verschwinden trat Poliomyelitis in 23 Fällen
wieder auf; es gab 13 Fälle mit neonatalem Tetanus, die in 4
Fällen zum Tode führten, weil die Geburten ohne professionelle
Hilfe stattfanden. Es wurden 4 Fälle von AIDS registriert, weil
es keine Möglichkeit gibt, dass diese Krankheit von albanischen
Spezialisten inspiziert wird. In den letzten 10 Jahren wurden 698
Fälle von Brucellose registriert, davon 536 allein in den letzten
drei Jahren, was 76,7% ausmacht.
- Die meisten Geburten finden zu Hause statt, ohne jegliche 1 professionelle
Hilfe, was zu einer sehr hohen Mortalitätsrate der Mütter
und Kinder während den Geburten führt
- Die Rechte der Patienten und des medizinischen Personals in den
Spitälern Ko sovas werden ständig verletzt hinsichtlich
Ernährung, medikamentöse Behandlung, Löhnen usw.
- Über 100'000 Kosova-albanische Familien bewegen sich am Rande
des Existenzminimums, was zu einer Massenhungersnot in Kosova führen
könnte.
Die medizinische Fakultät setzte ihre Arbeit ausserhalb ihrer
Gebäude, in Privathäusern, fort und sieht sich heute mit sehr
schwierigen Umständen vor allem in zwei Disziplinen konfrontiert:
Allgemeinpraxis, und Zahnheilkunde. Die medizinische Fakultät hat
ca. 1600 Studenten sowie 229 Professoren und Mitarbeiter. Die Arbeit
wird an 30 verschiedenen Plätzen und in Privatkliniken ohne adäquate
Finanzen und Ausstattung durchgeführt. Ein zentrales Problem ist
die Praxis, und wir sind gezwungen, einen Teil der Praxis in Tirana
auszuüben, was wiederum ein einzigartiges Problem ist, weil die
Studenten an der Grenze oft belästigt und ihre Pässe und ihr
Geld häufig beschlagnahmt werden.
Unter diesen Schwierigkeiten und solchen Umständen gelang es in
diesem Zeitraum doch dank maximalen Engagements des Lehrkörpers,
dass 4 Personen ihren Doktor, 6 Personen ihr Lizentiat erwerben und
280 Studenten in Allgemeinpraxis oder Zahnheilkunde graduieren konnten.
Obwohl es mit der Föderation des Roten Kreuzes in Genf eine Übereinkunft
gab, dass humanitäre Hilfe an die albanische Bevölkerung verteilt
werden sollte, wurde diese Übereinkunft vom serbischen Regime für
ungültig erklärt als Folge der Anerkennung des Roten Kreuzes
des sogenannten Jugoslawien durch das Komitee der Föderation des
Roten Kreuzes in Genf.
Das serbische Rote Kreuz erhält humanitäre Hilfe von der
Föderation des Roten Kreuzes und dem Flüchtlingshochkommissariat,
aber es verteilt sie ausschliesslich an die serbische Bevölkerung,
von der jede zweite Person eine Stelle hat.
Kosova ist seit 1981 mit dem Embargo, das Ex-Jugoslawien gegen es verhängte,
konfrontiert, das seit 1989 durch Serbien weiter verschärfte wurde.
Ein einzigartiges Embargo Serbiens gegen die Kosova-Albaner besteht
in der Unterbrechung der Verteilung humanitärer Hilfe, die aus
dem Ausland kommt und die von den serbischen Behörden andauernd
geplündert wird.
ERGÄNZUNG
Das serbische Regime finalisierte seine Politik, alle Gesundheitseinrichtungen
Kosovas gewaltsam zu übernehmen, am 7. Juli 1990. Dieser Gewaltakt
führte zur Ermordung unschuldiger Menschen; Kastrierung Jugendlicher;
Nähen von Wunden durch die serbische Polizei; Druckausübung
auf Albaner, verschiedene Gegenstände wie Ringe, Uhren, Nagelschneider
u.a. zu verschlucken; ignorante Behandlung albanischer Frauen; Verweigerung
medizinischer Hilfe für die Frau eines Minenarbeiters; Verweigerung
medizinischer Hilfe in der Gynäkologie Prishtina für eine
albanische junge Mutter, die drei Tage später an ihren anhaltenden
Blutungen starb; Auftreten von im Spital erworbenen Krankheiten, die
monatelang vernachlässigt wurden und zum Tode von vielen Neugeborenen
und Müttern führten, von den aufoktroyierten serbischen Behörden
aber verschwiegen wurden; Verletzungen an den Ohren, Nasen und anderen
Körperteilen von Babys, die in der Gynäkologie Prishtina durch
Ratten verursacht wurden. Alle diese Babys mussten anschliessend plastischen
Operationen in Belgrader Kliniken unterzogen werden. Dieser Fall wurde
von serbischen Journalisten aufgedeckt und wurde später gefolgt
von Demonstrationen, die serbische Eltern vor dem Zentralspital Prishtina
organisiert hatten; Verweigerung medizinischer es Hilfe für einen
jungen Albaner mit einem Karzinom, und eine grosse Anzahl weiterer Fälle,
die alle im Widerspruch zur professionellen Ethik stehen.
Es klingt sehr zynisch, wenn die Rechtfertigung des serbischen Regimes
lautet, dass diese Maßnahmen, die in Kosova angewandt werden,
für bessere interethnische Beziehungen und den Gesundheitsschutz
in Kosova dienen sollen. Ihre Behauptung, dass die albanischen Ärzte
und Krankenschwestern ihre Arbeit freiwillig aufgegeben hätten,
sprengt jeden Rahmen.
Zur Substantierung der obenerwähnten Fälle besitzen unsere
Organisation, der Rat für die
Verteidigung der Menschenrechte und Freiheiten, das Helsinki Komitee
und andere Menschenrechtsorganisationen Berichte und schriftliche Unterlagen
zur Verifikation.
3. WIRTSCHAFT
Kosova ist sehr reich an natürlichen Ressourcen. Die Bodenschätze
sind: Blei, Zink, Nickel, Silber, Gold, Magnetit, Chrom usw. Einige
dieser Mineralien sind sogar im Vergleich zu europäischen Reserven
in beträchtlichen Mengen vorhanden. Die Bleimine "Trepça"
ist eine der reichsten Europas.
Kosova ist auch reich an Energiequellen; es besitzt 6O% der Kohle und
Braunkohlereserven Ex-Jugoslawiens.
Die geographische Struktur, fruchtbarer Boden und ein gemässigtes
Klima bieten Möglichkeiten zur Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht.
Kosova produziert Weizen, Mais, Kartoffeln und andere Gemüse, Früchte,
einschließlich spezielle Traubensorten. Die Weine Kosovas sind
sehr berühmt. Das Landwirtschaftspotential deckt 70% des Bedarfs.
Tourismus besitzt für die Zukunft gute Perspektiven, besonders
nach der Befreiung und Demokratisierung Kosovas. Das touristische Potential
basiert auf Naturschönheiten, kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten
von neolithischer bis in die Neuzeit, seltene Handwerke, Mineralquellen
und Bäder, Skigebieten und einer reichen, vielfältigen Fauna
mit einigen Exemplaren von hohem Trophäenwert.
Wegen seines wirtschaftlichen Potentials war Kosova immer Ziel kolonialer
Ausbeutung.
DIE ZERSTÖRUNG DER WIRTSCHAFT KOSOVAS
In ökonomischer Hinsicht war Kosova eine der unterentwickeltsten
Regionen Ex-Jugoslawiens.
Während des Zeitraums, in dem Kosova föderale Subjektivität
genoß, entstand in Kosova ein beträchtliches Wirtschaftswachstum,
indem von einer extensiven Agrarwirtschaft zu einer extensiven Industriewirtschaft
gewechselt wurde.
Das Volumen industrieller Produktion wuchs um das dreieinhalbfache,
was, in Prozenten ausgedrückt, 56% des schnellen Wachstums im Vergleich
zum Durchschnitt der jugoslawischen Wirtschaft ausmachte.
Die Dynamik des Produktionswachstums war zweimal höher als die
Dynamik der Natalitätsrate, was eine spürbare Erhöhung
des Lebensstandards der Bevölkerung zur Folge hatte.
Das Wachstum der Wirtschaft Kosovas nahm im Anschluß an die Besetzung
Kosovas durch Serbien im Jahre 1989 ein Ende.
Albanische Ökonomen schätzten, daß Serbien mit den
Maßnahmen, die es in Kosova ergriff in den letzten fünf Jahren
fast die gesamte Wirtschaft Kosovas zerstört und eine grosse Anzahl
albanischer Familien an den Rand des Ruins gebracht hat.
Indem Kosovas Subjektivität abgeschafft, Notstandsmassnahmen über
die wirtschaftlichen und sozialen Institutionen verhängt und Kosovas
finanzielle und wirtschaftliche Großbetriebe in serbische integriert
wurden, hat das serbische Regime Kosova in eine typische Kolonie verwandelt,
und seine Wirtschaft steht vor dem völligen Zusammenbruch.
Exakte Analysen zu diesem Problem gibt es keine, weil die albanischen
Ökonomen auf die Straße gesetzt wurden. Die Institutionen,
die diese Art Daten liefern könnten, wie statistische Institutionen,
Sozialdienste für Rechnungswesen und andere Finanzinstitutionen
sind unter völliger serbischer Kontrolle.
Einige Daten sind jedoch bekannt:
Im Laufe des Jahres 1990 und Anfang 1991 hat das serbische Parlament
- die sogenannten "Notstandsmaßnahmen" (Zwangsadministration)
in 336 Betrieben in Kosova eingeführt
- die Bankgesellschaft Kosovas (Banka e Bashkuar e Kosoves) mit einem
geschätzten Kapital von
- 742,1 Mia. USD liquidiert, wobei 66000 Sparern 98.2 Mia. USD geraubt
wurden.
Wirtschaftsgrossbetriebe wurden mit Gewalt in serbische integriert:
- Electroeconomy Kosova, einer der größten Energielieferanten
in der Region, wurde in Electroserbia integriert, wobei das einzige,
was noch funktioniert, die Kohleausbeutung für den serbischen
Bedarf ist. Seit der Integrierung wurden über 4000 albanische
Arbeiter auf die Straße gesetzt.
- Der Minengroßbetrieb Jugoslawiens, "Trepça"
die erfolgreichste Firma Ex-Jugoslawiens, erlitt das selbe Schicksal.
Die Bleimine, die auch Gold und Silber enthält, wurde während
der ganzen Zeit der Existenz Ex-Jugoslawiens ausgebeutet.
- Seit der Besetzung wird die Mine "Trepça" ausschliesslich
von Serbien kontrolliert und ausgebeutet.
- In den letzten fünf Jahren entließ das aufgezwungene
serbische Management die albanischen Arbeitnehmer aus ihren Stellen
in den selbstverwalteten Unternehmen und Firmen.
- Die Anzahl der Angestellten in diesem Sektor wurde von 187 298,
die 1989 angestellt waren, um 147 000 oder 78% reduziert
- Der Produktionsaustoß wurde auf 31% reduziert, während
die Ausschöpfung der Kapazitäten von 64% auf lediglich 19,8%
fiel.
Während der ganzen Zeit unter Besetzung haben die selbstverwalteten
Unternehmen nur Defizite erwirtschaftet, dank einer konstanten Politik
der Plünderung des Kapitals, wodurch der Wert der Geschäftsvermögen
von 12 Mia. DM im Jahre 1990 auf nur 2,972 Mia. DM im Jahre 1994 sank,
was einen Wertverlust der Geschäftsvermögen von 9,037 Mia.
DM bzw. 78,8% Wertverlust bedeutet.
Neben der üblichen Plünderung der Einwohner und Unternehmen,
die in erster Linie die serbische Polizei durchführt, wurden allein
im Jahre 1994 der Wirtschaft Kosovas und den Einwohnern 393, 1 Mio.
DM in Form von Erhebungen, Steuern, individuellen Beiträgen, Zollgebühren
usw. geraubt.
Während der ganzen Zeit unter Besetzung haben die Privaten Firmen,
die Albanern gehören, Profit erwirtschaftet. So erarbeitete dieser
Wirtschafissektor im Laufe des Jahres 1994, während er nur im Besitze
von geschätzten 3,2% des Vermögens in der Wirtschaft Kosovas
war, 13,5% von Kosovas Bruttosozialprodukt mit einem Profit von 66,9%.
Dies ist eine solide Basis, auf die man zählen kann, wenn nach
der Besetzung die Wirtschaft von einheimischen Angestellten geführt
wird, so daß die Wirtschaft Kosovas dynamische und stabile Fortschritte
machen wird.
4. KULTUR UND WISSENSCHAFT
Nach der Besetzung Kosovas begann das serbische Regime eine Denationalisierungspolitik
gegenüber den Kosova-Albanern.
Nach 1990 wurde in den Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen das gesamte
Leitungspersonal gewaltsam ausgewechselt, und in allen Fällen wurden
die albanischen Leiter durch serbische ersetzt.
Albanische Kulturschaffende und Wissenschaftler wurden von ihren Stellen
entlassen, so z.B. in der Universitäts- und Nationalbibliothek
Kosovas, im Nationaltheater Kosovas, den Archiven Kosovas, den Institutionen
für Natur- und Umweltschutz, in der Filmproduktionsfirma "Kosova-Film",
im Folkloreensemble "Shota", im Pionierzentrum, in der Abteilung
für den Schutz von Kulturdenkmälern Prizren sowie anderen
Bezirks- und Gemeindeinstitutionen im Kulturbereich.
Das serbische Regime verbot die folgenden Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen:
die Akademie der Künste und Wissenschaften Kosovas, die albanischsprachige
Universität Prishtina, das Institut für Albanologie, das Historische
Institut, Radio und Fernsehen Prishtina - Sendungen auf Albanisch, die
albanischsprachige Tageszeitung "Rilindja", die Kunstgalerie,
das Ballettensemble des Nationaltheaters von Kosova, das Symphonische
Orchester, den professionellen Chor und den Kinderchor von Radio und
Fernsehen Prishtina usw.
Die Folge einer solch brutalen und primitiven Politik gegen die Albaner
sowie die Auswirkungen der aufgezwungenen Leitungsspitzen in diesen
Institutionen sind offensichtlich:
- Die Aktivitäten in albanischer Sprache in wissenschaftlicher
und professioneller Forschung sowie im albanischen Kulturbereich wurden
gewaltsam völlig zum Erliegen gebracht.
- Jegliche Finanzierung aller kulturellen und wissenschaftlichen Institutionen
in Kosova ist seit fünf Jahren gestoppt. Das Budget für
kulturelle und wissenschaftliche Aktivitäten ist ausschließlich
Serben und Montenegrinern vorbehalten.
- Albanern ist es nicht erlaubt, kulturelle und wissenschaftliche
Objekte zu benützen, und die Sportler Kosovas dürfen in
den Sporteinrichtungen nicht trainieren. Unterhaltung ist nicht erlaubt.
- In den letzten fünf Jahren wurden wissenschaftliche, Theater-
und Musikdarbietungen sowie andere künstlerische Veranstaltungen
(über 39) unterbrochen. Aktivitäten, die Albaner in Privathäusern
unternehmen, werden oft auf brutalste Weise von den Polizeikräften
unterbrochen.
- In den Publikationsaktivitäten kam es zu einem drastischen
Rückgang. Während im Jahre 1975, 375 Buchtitel in über
2 896 000 Exemplaren publiziert wurden, wurde seit 1992 kein einziges
Buch mehr veröffentlicht. Die Publikation von Werken und Büchern
über kulturelle und wissenschaftliche Themen, wie z.B. Kosovas
antike Denkmäler, albanologische Forschung etc. wurde unterbrochen.
- Ein Team von ca. 90 qualifizierten albanischen Angestellten wurde
aus der Universitäts- und Nationalbibliothek Kosovas entlassen,
wo über 9O% der Leser Albaner waren. Stattdessen wurden Personen
serbischer und montenegrinischer Nationalität angestellt, ohne
daß man sich gebührend an Kündigungs- und rechtliche
Verfahren gehalten hätte. Mehr als die Hälfte des Raumes
in der Bibliothek wurde für sachfremde Zwecke, sogar für
Restaurants (ein Nachtclub namens "Eminentia") vermietet.
Im Jahre 1991 wurden über 12 300 kg Periodika aus der Bibliothek
an die Papierfabrik Lipjan verkauft, während Anfang 1992 3080
Bücherpakete und 16 Kubikmeter Zeitungen und Zeitschriften aus
der Bibliothek entfernt wurden. Einiges davon wurde verbrannt, aber
niemand weiß, was mit dem Rest aus der Sammlung seltener und
alter Bücher in albanischer Sprache geschehen ist.
- Viele Gegenstände wurden aus den Archiven Kosovas entfernt,
Solange nur serbische Angestellte damit Umgang haben, kann niemand
sicher sagen, wieviel und was von den Materialien zerstört oder
entfernt wurde. Aufgrund früherer Erfahrungen muß jedoch
angenommen werden, dass viele Dokumente der Nationalbewegungen der
Albaner, wie z.B. der albanischen Liga von Prizren, und aus vielen
Prozessen, wie z.B. dem Prozeß von Prizren, der Landreform und
der Kolonialisierung Kosovas weggeschafft wurden.
- In einer Zeit der Übertreibung hinsichtlich serbischer Denkmäler
werden Illyro-albanische Denkmäler vernachlässigt und in
einigen Fällen systematisch entfernt. Diese Handlungen und andere
wurden begangen, um die historische Wahrheit über die Albaner
als eingeborenes und indigenes Volk in diesen Gebieten zu negieren.
Mittels verschiedener Arten von Propaganda, nicht wählerisch
in den Methoden und durch Geschichtsfälschung wurden Versuche
unternommen, der Welt zu beweisen, daß die Geschichte hier mit
den Serben, nicht früher als im Mittelalter, begann.
- Seit 1981 wurden Denkmäler albanischer Kultur, wie der Gebäudekomplex
der albanischen Liga von Prizren, das Haxhi Zeka Zentrum in Peja,
albanische Türme, Denkmäler für den Zweiten Weltkrieg
und andere architektonische Denkmäler absichtlich zerstört.
Im Jahre 1990 wurde eine Gedenkstätte für die Opfer des
Zweiten Weltkriegs im Stadtzentrum von Klina völlig demoliert.
Die Trümmer wurden zum Bau einer serbisch-orthodoxen Kirche verwendet.
- Die Namen von Strassen, Schulen und anderen Institutionen, die die
Namen albanischer Helden trugen, wurden in serbische geändert,
Selbst der Name eines Quartiers in der Hauptstadt Prishtina, Ulpiana,
der aus römischer Zeit stammt, wurde in Carica Milica, eine mittelalterliche
serbische Königin, geändert.
- Alle Tänzer und Musiker des Folkloreensembles "Shota"
wurden entlassen, und dem Ensemble wurde der serbische Name "Venac"
(Krone) gegeben.
- Neue serbische Kirchen werden auf dem Territorium Kosovas erbaut.
Am provokativsten ist der Bau einer neuen Kirche auf dem Grundeigentum
der Universität Prishtina.
- In den letzten fünf Jahren wurde die wissenschaftliche und
kulturelle Zusammenarbeit mit dem Ausland unterbrochen, während
jegliche Zusammenarbeit dieser Art mit Albanien seit 1981 vollkommen
verboten ist.
Die obenerwähnten Angaben belegen mit Fakten, daß eine antialbanische
Kampagne im Gange ist, die als kultureller Genozid in Wissenschaft,
Kunst, kulturellem Erbe und geistigem Reichtum der Kosova-Albaner bezeichnet
werden kann.
5. INFORMATION
Nach der gewaltsamen Aufhebung von Kosovas Subjektivität durch
Serbien wurden die Notstandsmassnahmen in allen Institutionen, einschliesslich
den Medien, angewendet, Tatsächlich waren die albanischen Medien
das erste Ziel der destruktiven serbischen Politik.
- Am 5 Juli 1990 verboten die serbischen Behörden gewaltsam die
Ausstrahlung albanischsprachiger Sendungen in Radio und Fernsehen
von Kosova sowie alle lokalen Radiostationen, Über 1300 Journalisten
und andere Angestellte wurden gewaltsam von ihren Arbeitsplätzen
vertrieben.
- Einen Monat später, im August 1990, wurde die einzige albanischsprachige
Zeitung "Rilindja", in Kosova eingestellt.
- Im Mai 1993 nahm Serbien absichtlich ein neues Gesetz an, daß
das Verlagshaus "Rilindja" in die serbische Unternehmung
"Panorama" transformierte. Die Angestellten von "Rilindja"
wiedersetzten sich diesem gewaltsamen Wechsel mit einem mehrtägigen
Hungerstreik. Leider wurden ihre Forderungen vom serbischen Regime
ignoriert.
Auf diese Weise wurden die Albaner im Verlauf weniger Monate jeglicher
Informationsmittel beraubt.
Seit 1993 herrscht für das albanische Volk ein völliger informationsmäßiger
Blackout. Er umfaßt sogar Publikationen für Frauen und Kinder.
Die albanischen Journalisten verfolgten, um diese Informationssperre
zu durchbrechen, verschiedene Wege, die auf privater Finanzierung beruhen.
Als Resultat erschienen einige wenige Publikationen. Allmählich
verschwinden jedoch auch sie infolge der Hindernisse, die das serbische
Regime errichtet.
DIE GEWALT GEGEN ALBANISCHE JOURNALISTEN
In den vergangenen fünf Jahren erlebten die albanischen Journalisten
in Kosova scharfe Verfolgung durch das serbische Regime. Die Verfolgung
albanischer Journalisten setzte ganz am Anfang des albanischen Journalismus
in Kosova ein.
Die Zahlen besagen, daß zwei albanische Journalisten ermordet,
einer verwundet und 24 weitere zu insgesamt 12 Jahren Gefängnis
verurteilt wurden, unter ihnen der Journalist und Schriftsteller Adem
Demaçi, der 28 Jahre seines Lebens im Gefängnis verbrachte.
Zu einem bis sechs Monaten Gefängnis wurden 14 albanische Journalisten
verurteilt.
Während einem bis zu sieben Monaten wurden 7 albanische Journalisten
zwischen April 1981 und März 1989 in sogenannter "Isolationshaft"
gehalten, wo sie physische und mentale Folterungen erlitten. 17 albanische
Journalisten wurden während der letzten Jahre physisch mißhandelt.
Unter den verhafteten Journalisten befand sich der Chefredaktor der
einzigen Frauenzeitschrift, "Kosovarja".
DIE ALBANISCHEN MASSENMEDIEN HEUTE
Seit fünf Jahren sind nunmehr albanischsprachige Radio- und Fernsehsendungen
verboten. An Zeitungen und Zeitschriften können zur Zeit nur diejenigen,
die auf privater Finanzierung basieren, erscheinen. Momentan gibt es:
"Bujku", die Bauernzeitung, die die verbotene Tageszeitung
"Rilindja" ersetzt hat. Sie wird mit 12 bis 16 Seiten an sechs
Wochentagen publiziert.
"Zëri", eine politische Wochenzeitschrift, die sich hauptsächlich
auf die Balkankrise und das Kosova-Thema konzentriert.
"Koha", eine politische Wochenzeitschrift.
"Fjala", eine Zeitschrift für Kultur, Kunst und soziale
Themen, zweiwöchentlich.
"Kosovarja", eine Monatszeitschrift für Frauen.
"Pioneri" und "Hareja", Monatszeitschriften für
Kinder.
FRAUEN IN KOSOVAS JOURNALISMUS
Als die Radio- und Fernsehinstitutionen noch in Betrieb waren, waren
ca. 3O% der Angestellten Frauen. Heute, nachdem sie von ihren Arbeitsplätzen
vertrieben worden sind, fühlen sie sich isoliert und nutzlos für
die Gesellschaft.
Die Journalistinnen Kosovas sind sich bewußt, daß sie -
neben der auf Frauen ausgerichteten Monatszeitschrift - daran arbeiten
müssen, sich einen journalistischen Rahmen zu schaffen. Dem Anwachsen
weiblicher Präsenz im Journalismus wird besondere Beachtung geschenkt.
6. DEMOGRAPHIE
Kosova erstreckt sich auf einem Gebiet von 10 887 km2. Die Gesamtbevölkerung
beträgt 2,15 Mio. Einwohner 90% der Bevölkerung sind Albaner,
während die restlichen 10% aus Serben (7%) und Montenegrinern,
Muslimen, Kroaten, Türken und Zigeunern (3%) bestehen.
Die Bevölkerungsdichte ist sehr hoch mit über 192 Einwohnern
pro km2. 50% der Bevölkerung sind Frauen. 52.7% der Bevölkerung
ist unter 19 Jahren alt, davon sind 44,3% zwischen 0 und 14 Jahren.
Das Durchschnittsalter der Bevölkerung beträgt 24,5 Jahre.
Als überwältigende Bevölkerungsmehrheit in der Region
machten die Albaner bisher schlechte Erfahrungen mit den ständigen
Herausforderungen der Serben, die ethnische Struktur Kosovas zu verändern.
In diesem Jahrhundert waren die Albaner viele Male der Kolonisation
und den Bevölkerungsverschiebungen, die Serbien initiierte, ausgesetzt.
Aus einer ganzen Menge von Projekten zur ethnischen Säuberung,
sollen nur einige besonders erwähnt werden: "Nacrtanije"
des serbischen Ministers Ilia Garashanin (1844); Ivo Andrics (Nobelpreisträger
für Literatur) Projekt zur Aufteilung Albaniens (1939) und die
Projekte des serbischen Akademikers
Vasa Cubrilovic für die Deportation der Albaner (1937 und 1944).
Seit der Besetzung Kosovas flohen über 300 000 Albaner aus Kosova.
Auf der anderen Seite findet die Kolonisierung Kosovas statt. Die Situation
mit den serbischen Siedlern, die aus Kroatien nach Kosova gebracht wurden,
ist gerade jetzt sehr alarmierend. Die jüngsten Kolonisierungsabsichten
Serbiens stellen eine gefahrliche Provokation in der höchst labilen
Situation Kosovas dar Sie könnten zu einem offenen Konflikt führen,
wenn man das Faktum bedenkt, dass die Albaner 9O% der Bevölkerung
ausmachen und die Veränderung der ethnischen Zusammensetzung Kosovas
niemals akzeptieren werden.
7. BESCHÄFTIGUNGSLAGE
Fast 80% der berufstätigen Albaner wurden gewaltsam entlassen,
nachdem die administrativen Massnahmen hierfür von der serbischen
Regierung eingeführt worden waren. "Notverwaltung" wurde
in 450 Betrieben bzw. 95% aller öffentlichen Unternehmen in Kosova
verhängt. 147'300 Albaner (Stand: 1993, herausgegeben von der Gewerkschaftsunion
Kosovas; die Anzahl wächst) wurden entlassen, und die meisten von
ihnen wurden durch Serben und Montenegriner ersetzt. 120 000 albanische
Familien haben keine Existenzmöglichkeit mehr Mindestens eine Million
Albaner sind praktisch der Gefahr des Hungertodes ausgesetzt.
Die vom Institut für Wirtschaftswissenschaften in Belgrad herausgegebenen
Daten (Juni 1994) zeigen, daß über 8O% der Bevölkerung
Kosovas (9O% Albaner und unter ihnen 48,2% Frauen) jetzt arm sind.
8. FREIER PERSONENVERKEHR
Ethnischen Albanern ist es verboten, sich innerhalb und außerhalb
Kosovas frei zu bewegen. Jede Bewegung innerhalb einer Stadt, zwischen
Städten, aus Städten in die Dörfer und umgekehrt wird
von der Polizei kontrolliert. Wenn Reisende angehalten werden, werden
sie überprüft, beleidigt, mißhandelt, geschlagen, ausgeplündert,
ihr Besitz wird beschlagnahmt, und sie werden verhaftet. Die Polizei
schafft so Angst und Unsicherheit, in Kosova zu leben.
Der Endpunkt dieser so hochgradigen Repression, wo ein ganzes Volk
in unerträglichen Lebensbedingungen gehalten wird, die seine Auslöschung
anstreben, ist die ethnische Säuberung Kosovas von den Albanern.
über 500 000 Albaner sind bereits ausgewandert, unter ihnen ganze
Familien.
9. JUSTIZ UND GERICHTSBARKEIT
Die Justiz weist im Moment keine spezifischen Merkmale auf. Sie war
ein immer existentes Problem für ethnische Kosova-Albaner und Albaner,
wo immer sie in Ex-Jugoslawien lebten. Die Justiz ist charakterisiert
von drastischen Verletzungen elementarer Menschenrechte, des Rechts
auf Verteidigung und des Rechts auf Gleichbehandlung.
Die Form der Prozesse und der Verfolgung ist ein Teil des Lebens von
ethnischen Albanern im allgemeinen geworden um des Ziels eines Gross-Serbien
willen wird gegen Albaner Genozid begangen. Dieses Ziel ist heute so
offensichtlich wie nie zuvor Nach willkürlichen Verhaftungen, unter
konstruierten Verdächtigungen, benützen die serbischen Behörden
unerlaubte Druckmittel, um die Inhaftierten zu den Geständnissen
zu zwingen, die die Polizei von ihnen hören will.
Trotz dieser Fakten behaupten die serbischen Behörden in Belgrad
immer noch, daß die Albaner gleichberechtigte Bürger Jugoslawiens
seien. Sie behaupten, daß die Rechte der Albaner auf internationalen
Konventionen basierten.
10. ÜBERGRIFFE AUF DIE FAMILIE
Albanische Familien zählen ungefähr 7 Mitglieder. Den Daten
zufolge, die der Rat für die Verteidigung der Menschenrechte und
Freiheiten (CDHRF) zusammenträgt, werden mindestens 25 000 Personen
pro Jahr während Polizeiaktionen in Privathäusern mißhandelt
.
In Tat und Wahrheit ist die Situation noch viel schlimmer. Objektive
Gründe, wie die Unmöglichkeit, über den Vorfall zu sprechen,
die Angst der Familie, die Gewaltanwendung der Polizei zu rapportieren
usw., lassen darauf schließen, daß die Situation in Wirklichkeit
sehr gespannt ist. Die Zweigstellen von CDHRF schaffen es nicht, alle
Informationen zu sammeln. Sie liefern einige davon, aber viele Namen
von Gewaltopfern werden nicht gemeldet, manche aufgrund der Drohungen
der Polizei, manche aus Angst. Die größte Gewaltanwendung
der Polizei geschieht im Rahmen der "Waffensammlungen", von
denen alle Familienmitglieder betroffen sind . Manchmal nennen die Meldungen
darüber nur den Namen der Familienoberhäupter. Die Polizeiinterventionen
in den Familien geschehen spät nachts oder früh morgens, wenn
die Menschen schlafen und es keine Zeugen gibt. Die polizeiliche Durchsuchung
wird absichtlich unternommen, um Panik unter den Familienmitgliedern
hervorzurufen, die Kinder und Frauen zu verängstigen und alte Menschen
in Unruhe zu versetzen. Das Geschrei der Polizei und das Geräusch
ihrer Waffen weckt die Kinder und sogar Babys.
Albanische Familien werden auch gewaltsam aus ihren Wohnungen auf die
Strasse gesetzt.
11. ÜBERGRIFFE AUF KINDER
Albanische Kinder machen fast 5O% der Altersgruppe 1 - 17 Jahre der
albanischen Bevölkerung in Kosova aus.
Albanische Kinder sind Opfer der serbischen Polizei- und Militärbehörden.
Dies dauert schon seit einigen Jahren an, aber seit 1993 wurde dieser
Terror, der sich nicht von der gegen Erwachsenen ausgeübten Gewalt
unterscheidet, noch ausgebaut. Die üblichsten gegen Kinder ausgeübten
Formen von Gewalt sind die folgenden: Ermordungen, Verhaftungen, Verletzungen,
"Infomativgespräche" auf Polizeiabteilungen, Folterungen
und verschiedene andere Formen von Misshandlungen.
Durch die Ermordungen und Verletzungen wird Art. 6 der Konvention über
die Menschenrechte und Freiheiten von Kindern verletzt, ebenso Art.
16 und 18 dieser Konvention.
Kinder werden meist während Polizeiaktionen in Dörfern und
bei albanischen Familien verhaftet. Einige von ihnen wurden verhaftet
und anstelle ihrer Eltern als Geiseln gehalten. Einige Kinder wurden
für "Informativgespräche" auf verschiedenen Polizeistationen
in ganz Kosova, ohne jegliche gesetzlichen Rechte auf Verteidigung,
festgehalten. Derartige Handlungen der Polizeibehörden der serbischen
Regierung in Kosova verletzen offen Art. 16 und Art. 18 Abs. 1 und 2
i der Konvention über die Menschenrechte von Kindern.
In Zusammenhang mit Art. 24 lit. b der Konvention zeigen die Informationen
über die medizinische Situation der Kinder, daß Epidemien
verschiedener Grössenordnung auf dem Gebiet Kosovas aufgretreten
sind und zwar infolge der ungenügenden Impfungen der Kinder Masern-,
Keuchhusten- und Kinderlähmungsepidemien verursachten am physischen
und geistigen Gesundheitszustand der Kinder grossen Schaden.
Albanischen Kindern wurde ihr Recht auf kostenlose Schulbildung genommen.
Sie erhalten keinerlei Anreiz zum Besuch von Mittelschulen. Damit wird
Art. 28 lit. a und b der Konvention über die Menschenrechte von
Kindern verletzt.
Darüber hinaus ist die Gewaltanwendung von Polizei und Militär
gegen Kinder ein spezifisches Charakteristikum. Es beweist, dass Polizei
und Armee keinen Unterschied machen zwischen Kindern und Erwachsenen
der albanischen Bevölkerung.
V. ETHNISCHE ALBANERINNEN ALS OPFER DER
POLIZEI UND DES MILITÄRS UND DIE VERLETZUNG IHRER MENSCHENRECHTE
Ethnische Albanerinnen können nicht gesondert von anderen Opfern
betrachtet werden. Sie haben keinerlei Möglichkeiten zu handeln.
Praktisch sind diese Frauen integraler Teil der Unterdrückten und
von der Welt abgeschnitten.
Unter den oben beschriebenen Umständen ist es unmöglich,
eine eigentliche Analyse der Frauenproblematik und der Stellung der
Frauen durchzuführen. Frauen können nicht losgelöst von
ihren Familien und Kindern betrachtet werden. Es gäbe indessen
sehr viel über sie zu schreiben, insbesondere nachdem sich ihre
Stellung sehr verschlechtert hat. Die Gewaltanwendung der serbischen
und montenegrinischen Polizei und Armee, die permanent gegen die gesamte
albanische Bevölkerung Ex-Jugoslawiens ausgeübt wird, macht
keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Alles in allem unterscheidet
sich die Gewalt, unter der Frauen leiden, nicht von der allgemeinen
Gewalt, die gegen Albaner ausgeübt wird.
Die Situation und die Stellung der Frau in Kosova sind die folgenden:
Von den 9O% der albanischen Bevölkerung Kosovas sind 49,2% Frauen.
Gegenwärtig und unter der herrschenden politischen Situation sind
weniger als 3% von ihnen berufstätig, zumal viele seit 1990 gewaltsam
entlassen wurden.
Seit 1990 wurde das System der Sozial- und Gesundheitsfürsorge
in Kosova gewaltsam zerstört. Der verletzlichste Teil der Nation
- Frauen und Kinder - wurden ohne jegliche Fürsorge und Unterstützung
gelassen, Ihre Gesundheit ist gefährdet, und wir sehen uns nun
mit steigenden Erkrankungs- und Sterblichkeitsziffern konfrontiert.
Vor 1990 waren 33,5% der Frauen Kosovas berufstätig. Ihre wirtschaftliche
Unabhängigkeit bedeutete ihnen viel, insbesondere hinsichtlich
Emanzipation und Familienplanung. Die gewaltsamen Entlassungen kamen
für sie alle unerwartet . Diese Entlassungen sind als politisch
zu betrachten.
Vom psychologischen Standpunkt aus können die entlassenen Frauen
in drei Kategorien klassifiziert werden: junge Frauen, Frauen mittleren
und Frauen reiferen Alters. Die Folgen der Entlassung sind abhängig
von der Phase ihres Lebenszyklus. Zum Beispiel ist das reifere Alter
eine besonders belastende Phase ohne Aussicht auf Überleben und
Unterstützung, ohne Aussicht darauf, eine neue Stelle zu finden,
und damit verbunden mit Verlust von Selbstvertrauen. Neben dem Verlust
der Hoffnung auf Wohlstand erschwerten die Entlassungen das Leben der
Frauen mittleren Alters vor allem in den privaten Unternehmen, z.B.
Privatgeschäften u.a., was aber sehr wenige betraf. Jüngere
Frauen waren in einer besseren Position, weil sie immer noch einen Lebensweg
finden konnten und einen Lebenszweck, da sie ihr Leben noch vor sich
hatten und wenigstens etwas für ihre Familien tun konnten.
Auf einer ersten Stufe wuchsen die Stressfaktoren, die Frauen verloren
ihre eigenen Werte und wurden verletzlich; sie verloren einen Teil ihrer
selbst, der psychologische Wichtigkeit besass. Alle Altersklassen wendeten
Selbstschutzmechanismen an und wurden entweder zu Kämpferinnen
(wenige von ihnen) oder sie kapitulierten (fast alle von ihnen). Die
kämpferischen Frauen überwanden Hindernisse und bewiesen sich
selbst. Die Frauen, die kapitulierten, bilden die überwältigende
Mehrheit der albanischen Frauen; sie zogen sich "freiwillig"
und in Hoffnungslosigkeit in ihre vier Wände zurück und, was
am gefährlichsten ist, überliessen sich selbst dem Schicksal
ihrer Familien und Ehemänner. Angst, Furcht, Hilflosigkeit und
der Verlust von Selbstachtung wurden in den vergangenen fünf Jahren
Teil des Lebens albanischer Frauen.
Der Ausschluss eines ganzen Kollektivs, gezwungen durch die Auswirkungen
drastischer Ereignisse, die stattfanden und noch stattfinden und die
unsere politischen und sozialen Momente verändern, unterdrückt
jegliche Kreativität. Albanische Frauen sind vom öffentlichen
Leben in Kosova völlig ausgeschlossen.
Die Situation albanischer Frauen ist zur Zeit die folgende: sie erfahren
sich selbst als die Stützen der Familie, die sie tatsächlich
sind, und sie versuchen, jedes Mitglied ihrer Familie aufrecht zu erhalten,
indem sie ihre letzte Kraft opfern.
Die Angaben, die wir vom Rat für die Verteidigung der Menschenrechte
und Freiheiten übernommen haben und die infolge der Angst der Frauen,
den Terror der Polizei offenkundig zu machen, unvollständig sind,
dienen uns als Anhaltspunkt. Mit Hilfe der Angaben des Rates kann man
klar realisieren, wie albanische Frauen in Kosova behandelt werden,
ohne von den serbischen Polizeibeamten und der Polizei an sich, von
Militärangehörigen und gewöhnlichen serbischen Bürgern
geschont zu werden.
Wir werden nur drei Fälle albanischer Frauen schildern, die ermordet
wurden. Sie waren Frauen unterschiedlichen Alters und wurden unter verschiedenen
Umständen umgebracht. Ihre Ermordung zeigt die Charakteristiken,
die die unerträglichen Lebensumstände der Bürger Kosovas
infolge der serbischen Anarchie, Explosionen, Terror, unkontrollierter
Bewaffnung und Unverantwortlichkeit der serbischen Polizei und serbischen
Bürger widerspiegeln.
- HAVUSHE AJETI,
geboren 1942, aus Prishtina, wurde im Hof ihres Hauses vor der Haustreppe
ermordet. Jemand hatte eine Bombe von ausserhalb der Mauer in den Hof
geworfen. Niemand übernahm die Verantwortung. Die Bombe stammte
von der Armee.
- GRISHA KAMBERI,
geboren 1913, aus dem Dorf Caber bei Zubin Potok, starb an einem Schock
infolge des Terrors. Starke Polizeiverbände, bewaffnet bis an die
Zähne, umzingelten mit Panzerfahrzeugen und militärischer
Ausrüstung das Dorf Caber am 26.August 1993. Die Polizei durchsuchte
ohne Durchsuchungsbefehle wie sie es für gewöhnlich tut -
150 albanische Familien "nach Waffen". Alle betroffenen Familien
wurden mit Schlägen, Unmenschlichkeiten und Demolierung von Häusern
und Möbeln terrorisiert; es wurden keine Unterschiede hinsichtlich
Alter, Geschlecht, Erwachsenen oder Kindern gemacht. Grisha, 80jährig,
wurde in einem Schockzustand ohnmächtig und erholte sich nie davon,
daß sie mit eigenen Augen die Gewalt der Polizei gegen ihre Söhne
und andere Familienmitglieder hatte sehen müssen. Sie starb vier
Tage später, das Entsetzen noch in ihren Augen. Die Polizei hatte
ein Ultimatum gestellt, dass alle Einwohner von Caber binnen dreier
Monate das Dorf zu räumen hätten.
- NYSRETE SHALA,
geboren 1952, aus Gjilan, wurde von einem Serben ermordet Sie befand
sich auf dem Balkon ihres Hauses. Kugeln flogen aus dem Haus ihres serbischen
Nachbarn. Niemand übernahm die Verantwortung, und niemand wurde
deswegen angeklagt.
Albanische Frauen sind Opfer der Gewaltanwendung der Polizei und des
Militärs. Sie werden verhaftet. Auch minderjährige Mädchen.
Sogar Mütter mit Stillkindern werden verhaftet und als Geiseln
für ihre Ehemänner genommen. Frauen werden inhaftiert und
zu Gefängnis verurteilt. Sie werden von der Polizei aus unbekannten
Gründen gesucht. Sie werden vorgeladen zu sogenannten "Informativgesprächen",
mißhandelt, geschlagen und gefoltert. Der Rat für die Verteidigung
der Menschenrechte und Freiheiten (CDHRF) verfügt über Angaben
über eine Frau, deren erste Schwangerschaft infolge der Misshandlungen
durch die Polizei mit einem Abort endete.
Mütter werden von Militärangehörigen und Polizeibeamten
mißhandelt, weil ihre Söhne sich weigern, in der jugoslawischen
Armee Dienst zu leisten, und den Krieg verweigern. Schulmädchen
werden von der Polizei mißhandelt. Frauen werden auch gesucht
im Rahmen der sogenannten "Waffensuchaktion" und misshandelt.
Fälle von Vergewaltigung werden CDHRF selten gemeldet, aber niemand
weis, was geschieht, wenn starke Polizeiverbände in die Häuser
eindringen, die Familien misshandeln und Männer und Frauen in getrennte
Räume sperren. Im übrigen sind die Erniedrigungen durch die
Polizei sehr offensichtlich. Der Erniedrigungen sind viele, wie z.B.
dass Frauen gezwungen werden, während der Hausdurchsuchungen neben
den Polizeikommandanten zu sitzen, zu kochen und in erniedrigendster
Art und Weise Kaffe zu servieren. Leider werden die meisten dieser Fälle
nicht rapportiert infolge der heiklen Stellung der Frauen im allgemeinen
und auch infolge ihrer traditionellen Stellung.
CDHRF gelangte jüngst in den Besitz alarmierender Informationen
über die sinkende Zahl der Schüler in Kosova. In dieser Zahl
nimmt die Anzahl der Mädchen die die Schule aufgeben, den ersten
Platz ein Unter den Umständen, die den Schulbesuch erschweren,
wie Entfernung, Heimlichkeit (geheime Klassen in Privathäusern),
mangelnde finanzielle Mittel der Familen, ist der wichtigste Umstand
die Unsicherheit.
Albanische Frauen sind heute in wirtschaftlicher, physischer und mentaler
Gefahr.
Nach den gewaltsamen Massenentlassungen von Albanern sind heute nurmehr
3% der albanischen Frauen berufstätig Frauen haben kein Recht auf
Krankenversorgung und Krankenversicherung Jede medizinische Behandlung
muss bezahlt werden, sogar das Gebären.
Die Stellung der Frauen innerhalb der Familien wurde ruiniert. Frauen
erleben Gewalt in der Familie stärker als je zuvor Ihre geschlechtsspezifische
Integrität nimmt ab. Das politische Chaos, die wirtschaftliche
Gewalt gegen die albanischen Familien hat die Stellung der Frauen schwieriger
gemacht, und es besteht eine objektive Angst, zurückzufallen in
Traditionalismus und zur traditionellen Familie. Die Lage der Frauen
in Kosova ist so schlimm, dass Aktivitäten von Frauengruppen nicht
erlaubt sind. Jegliche Aktivität in dieser Hinsicht wird unter
den oben beschriebenen Umständen von der Polizei als feindlich
behandelt.
Die Frauen Kosovas werden von den serbischen Behörden in kulturelle,
soziale und intellektuelle Inferiorität gedrängt. Ihre Menschenrechte
werden verletzt, und sie dürfen keine Kampagnen gegen das Leiden
oder gegen die Gewalt im allgemeinen organisieren.
Die Frauen Kosovas möchten viele Probleme hervorheben: Probleme
hinsichtlich Feminismus, Familienleben, Ehen, Scheidungen, Geburten
und Abtreibungen, Ausbildung, ihre missbrauchten Rechte als menschliche
Wesen und Individuen, ihre Menschenrechte, Wirtschaft und überleben
usw. Aber ihnen wird praktisch kein Raum gewährt.
Unter den gegebenen Umständen gibt es dennoch Frauengruppen, die
in Kosova arbeiten und deren Resultate recht bemerkenswert sind: Das
Frauenforum der Demokratischen Liga Kosovas (LDK), die Liga albanischer
Frauen (ein NGO), die albanischen kunstschaffenden Frauen (eine Vereinigung),
die Gruppe der Veteraninnen aus dem Erziehungsbereich, die albanischen
Frauen in Schwarz, die Schwestern Qiriazi (eine Vereinigung), das Kosova
Rechtskomitee der Frauen und seit zwei Monaten das Zentrum für
den Schutz von Frauen und Kindern. Diese Gruppen haben das Bewusstsein
der Frauen sehr gestärkt, doch finanzielle Mittel, um Arbeitsweisen
zu institutionalisieren und Veränderungen zu erreichen, sind fast
nicht zu bekommen.
Jedermann weis, daß die Stellung der Frau abhängt von den
wirtschaftlichen Entwicklungen, die in Kosova völlig zum Erliegen
gekommen sind, und den politischen Entwicklungen, die in Kosova direkt
von den serbischen Behörden zerstört wurden. Kosova leidet
unter einem klassischen kolonialen Dasein.
VI. DAS KOSOVA-PROBLEM IST DER WELT TROTZ DER SERBISCHEN VERBOTE BEKANNT
DAS K0SOVA-PROBLEM IST DER WELT BEKANNT
Die Situation in Kosova wurde von vielen internationalen Institutionen
auf höchstem Niveau seit 1989, als das Europaparlament die erste
Resolution verfasste, verfolgt. Danach folgten viele Berichte und Resolutionen
des Amerikanischen Kongresses, der UN Menschenrechtskommission und -Subkommission,
des UN Spezialberichterstatters Mazowiecki, der UN Generalversammlung,
UNHCR, ICRC, UNESCO, Amnesty International, zahlreicher Menschenrechtsgruppierungen,
Helsinki Watch, Helsinki Federation bis hin zur letzten Resolution (August
1995) der UN Menschenrechtskommission.
Berichte und Resolutionen bestätigen und drücken ihre Besorgnis
aus über die Apartheid, die ethnische Säuberung und Kolonisierung
Kosovas. Die letzten Resolutionen fordern unter anderem auch die Respektierung
des Willens der Einwohner Kosovas.
EINREISEVERBOT FÜR KOSOVA
Wie oben gesagt, waren viele internationale Instanzen interessiert
zu erfahren und zu sehen, was zur Zeit in Kosova geschieht. Die serbischen
Behörden waren sehr darauf bedacht, Kosova ausserhalb internationaler
Beobachtung zu halten. Sie kontrollierten und verboten die Einreise
vieler Delegationen und beendigten sogar die Präsenz von Beobachtern.
Die serbischen Behörden erzwangen die Schliessung der Langzeitmission
der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE)
in Kosova. Dem Spezialberichterstatter für Ex-Jugoslawien der Vereinten
Nationen, T. Mazowiecki, wurde es verboten, langfristig Personal in
Kosova zu stationieren; zudem wurde ihm sogar die Eröffnung eines
Büros in Belgrad verboten. Auch dem Internationalen Kriegstribunal
über Ex-Jugoslawien wurde die Erlaubnis, ein Büro zu eröffnen,
nicht gewährt. Die Anstrengungen der UNESCO, ein Büro in Kosova
zu eröffnen, waren vergeblich. VerschiedenenMenschenrechtsorganisationen,
einschliesslich Amnesty International, wurden die Einreisevisa verweigert,
oder sie wurden belästigt und eingeschüchtert.
VII. PERSPEKTIVEN
Die Perspektive für Kosova wäre ein unabhängiger und
neutraler Staat Kosova, der auf dem in einem Referendum ausgedrückten
Willen des Volkes von Kosova basiert. In politischer Hinsicht wäre
es ein demokratischer Staat, in dem keine ethnische Gruppe als Minderheit
behandelt Würde. Seine Wirtschaftsphilosophie wäre ein Mehrparteiensystem
mit freier Marktwirtschaft und einem ausgedehnten privaten Sektor ,
von landwirtschaftlichen und Heimbetrieben bis hin zu grösseren
Unternehmen. Reich an mineralischen Ressourcen, würde Kosova die
aus der Vergangenheit ererbten Lasten schnell überwinden.
Der unabhängige Staat Kosova wäre eine offene Verbindung zwischen
Albanien und Serbien. Er würde den freien Verkehr beider, der Albaner
und der anderen, gewähren.
Die Albaner ausserhalb Kosovas (Südserbien, Frühere jugoslawische
Republik Mazedonien und Montenegro), die eine Million zählen, wurden
ebenfalls diskriminiert. Nach dem Zerfall Ex-Jugoslawiens sollte ihre
politische Perspektive auf dem Recht auf Selbstbestimmung basieren.
Albaner in der früheren jugoslawischen Republik Mazedonien müssen
staatsbildenden Status geniessen, während die Albaner in Serbien
und Montenegro Autonomie und gleiche nationale Rechte wie die anderen
genießen sollten.
Sollte Kosova einmal mehr unter Serbien oder dem sogenannten Dritten
Jugoslawien verbleiben, wäre das eine neue Tragödie und ein
ungelöstes Problem. Heute, da Slowenen, Kroaten, Mazedonier als
slawische Völker Jugoslawien verlassen haben, sehen die Albaner
mit ihrer grossen ethnischen Distanz zu den Serben keinen Grund, weshalb
sie mit Serbien leben sollten, insbesondere nicht, weil sie unter den
serbischen Regimes so viel erlitten haben.
Ein unabhängiges Kosova ist eine Lösung, die auf der politischen
Realität basiert, die nach dem Zerfall Ex-Jugoslawiens entstanden
ist. Es wird Kosova von einem "Pulverfaß" zu einem Stabilitätsfaktor
in der Region machen. Wenn dies nicht geschieht, werden die Albaner
ultimativ die Vereinigung mit Albanien fordern.
VIII. SCHLUSSFOLGERUNGEN
In der Krise Ex-Jugoslawiens hat die internationale Gemeinschaft Unentschlossenheit
und Zögern gezeigt, wirksame Schritte zu unternehmen, um den Tragödien
in Bosnien und Kroatien ein Ende zu setzen. Dies wurde von Serbien als
grünes Licht verstanden, um seine Aggression und seinen Expansionismus
weiter auszudehnen. Es ermutigte Serbien auch, die OSZE- Beobachter
aus Kosova hinauszuwerfen.
Durch den Hinauswurf der OSZE-Beobachter wurde Kosova in ein Konzentrationslager
mit zwei Millionen Einwohnern verwandelt, wo Serbien freie Hand hat,
Staatsterror auszuüben. Die jüngste Gewalt, die sich in Hunderten
von Hausdurchsuchungen unter dem Vorwand der Waffensuche und Massenverhaftungen
täglich manifestiert, hat die Spannungen so sehr wachsen lassen,
dass die friedliche Bewegung der Albaner in Frage gestellt erscheint.
Um den friedlichen Widerstand des albanischen Volkes zu bewahren, um
eine Eskalation des Krieges in der Region, der sicherlich noch schlimmere
und weitere Konsequenzen nach sich zöge als der Konflikt in Bosnien,
zu verhindern, appellieren wir an die internationale Gemeinschaft, aktiv
zu werden bei der Suche nach Wegen, um eine Situation zu vermeiden,
die den internationalen Frieden und die Sicherheit bedroht.
WIR APPELLIEREN AN DIE INTERNATIONALE
GEMEINSCHAFT, SICH AUF KOSOVA ZU KONZENTRIEREN
In Kosova gibt es noch Raum für die Umsetzung Präventivdiplomatie.
Die dringendsten Handlungen wären:
- Kosova unter ein internationales Protektorat zu stellen
- das Mandat der UNPREDEP- Kräfte auf Kosova auszudehnen
- das gesamte Territorium Kosovas zu entmilitarisieren
- die gleichberechtigte Teilnahme der Albaner am Friedensprozess sicherzustellen
- dem serbischen Terror gegen die Kosova-Albaner Einhalt zu gebieten
- der ethnischen Säuberung und Kolonisierung Kosovas Einhalt
zu gebieten
- der Apartheid und dem Genozid an den Kosova-Albanern Einhalt zu
gebieten
- die Sanktionen gegen Serbien zu verschärfen, bis die richtige
Lösung für das Kosova- und Albaner-Problem gefunden ist
Die richtige Lösung für das Kosova-Problem wäre gefunden
durch:
- die Anerkennung des Rechts des Volkes von Kosova auf Selbstbestimmung
- den gleichberechtigten Einbezug der Vertreter Kosovas in den Friedensprozess
in Ex-Jugoslawien
- den globalen Zugang zum Problem Ex-Jugoslawien, der die Möglichkeiten
doppelter Standards eliminiert
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