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Gesellschaft für bedrohte Völker

 

Bonn, den 4.Oktober 1997

Großdemonstration der Kosovo-Albaner in Bonn
GfbV fordert Aussetzung des deutsch-jugoslawischen
Rückübernahmeabkommens und Sanktionen gegen Belgrad
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat auf der Kundgebung zum
Abschluß der Großdemonstration von mehreren Zehntausend Kosovo-Albanern am Sonnabend in Bonn die deutsche Bundesregierung aufgefordert, das deutsch-jugoslawische Rückübernahmeabkommen sofort
auszusetzen. "Nach der blutigen Niederschlagung der friedlichen Demonstration albanischer Studenten
durch starke serbische Polizeikräfte am vergangenen Mittwoch in Pristina muß der Bundesregierung endlich
klar geworden sein, daß das serbische Regime nicht im entferntesten daran
denkt, den Kosovo-Albanern Bürgerrechte zuzugestehen", erklärte die GfbV. Bonn müsse Belgrad endlich
massiv unter Druck setzen, die schweren Menschenrechtsverletzungen an der albanischen
Bevölkerung im Kosovo einzustellen, verlangte die GfbV und forderte Sanktionen
gegen die Regierung der BR Jugoslawien. Der ehemalige Präsident Serbiens
und heutige Präsident der gesamten BR Jugoslawien, Slobodan
Milosevic, der auch die Hauptverantwortung für den Angriffskrieg und
Völkermord in Bosnien trage, müsse international isoliert und die
wirtschaftlichen Beziehungen zu seinem Land müßten eingefroren werden.
Nach Angaben des Auswärtigen Amtes seien seit Unterzeichnung
des Rückübernahmeabkommens im Oktober 1996 bereits zwischen 1.700
und 1.800 Personen in die BR Jugoslawien abgeschoben worden. "Die
überwiegende Mehrheit stammt wahrscheinlich aus dem Kosovo, in
dem die Albaner 90 Prozent der zwei Millionen Einwohner stellen",
befürchtet die GfbV. Weil das Milosevic-Regime der ehemals Autonomen
Provinz 1990 die Selbstverwaltung genommen und dort ein
Apartheid-ähnliches System errichtet hätte, sei es unverantwortlich, Kosovo-Albaner
abzuschieben. Sie würden diskriminiert und verfolgt.
Willkürliche Verhaftungen und Folter seien an der Tagesordnung. Albaner
seien aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen und aus Schulen, Kran
kenhäusern, Verwaltung und staatlichen Betrieben entfernt worden. An
der Universität Pristina und in den Schulen seien serbische
Lehrpläne ein geführt worden. Seitdem würden Hunderttausende albanische
Kinder, Jugendliche und Studenten in Hinterzimmern und Privathäusern in
Untergrundschulen unterrichtet, wo sie ständig mit Überfällen der
serbischen Polizei rechnen müssen.Jeglicher Versuch der Kosovo-Albaner, ihre Bürgerrechte
durchzusetzen, werde brutal niedergeschlagen wie die Proteste Zehntausender
albanischer Studenten und Einwohner von Pristina am vergangenen
Mittwoch. Sie hatten friedlich gegen das Bildungssystem der
serbischen Machthaber demonstriert und die Rückgabe der Schulen und
Universität an die Albaner gefordert. Beim nach Augenzeugenberichten "äußerst
brutalen" Einsatz der serbischen Polizei seien mindestens 250
Demonstranten verletzt und mindestens zwei Studentenführer
sowie der Rektor der Untergrunduniversität Pristina, Ejup Statovci,verhaftet worden.

 

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